Der Trend zu “Tiny Houses” eröffnet Investoren neue Möglichkeiten. Mit den Mikrohäusern könnte künftig eine ganz neue Art von Hotel- und Seniorendörfern boomen. Wer jetzt investiert, hat gute Chancen, langfristig Geld zu verdienen.
Die Sache ist gescheitert. In Unken, einem kleinen Dörfchen an der salzburgerisch-bayerischen Grenze wollte eine Handvoll Enthusiasten eine Siedlung aus sogenannten “Tiny Houses” errichten. ein Tiny House, das ist ein Mikrohaus, also schlicht ein kleines Haus, besser gesagt: ein sehr kleines Haus. Die Sache liegt im Trend, der längst aus Amerika zu uns nach Europa übergeschwappt ist – Mikrohäsuer sind in der Regel kostengünstig, umweltfreundlich und leicht zu bauen sowie zu transportieren. Trotzdem spielen sie alle Stückerln und können zumeist dasselbe, was ein richtiges, ausgewachsenes Haus auch kann. Nur eben im Kleinen.
Überfüllte Städte, Wohnungsmangel, hohe Preise – Wohnen wird komplizierter, Wohnraum zum knappen Gut. Immer mehr Menschen denken deshalb unkonventionell – Wohnen, Arbeit und Freizeit rücken näher zusammen, und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Daher der Trend zum Tiny House, zum Leben in Mikrohäusern also, wo man sein ganz großes Wohnglück auf ganz kleinem Raum zu finden hofft.
Simone Kamleitner zum Beispiel, Designerin aus Salzburg, hatte eines Tages den Stress satt, die hohe Miete für ihr Reihenhaus verdienen zu müssen: Sie baute einen Holzcontainer zum Tiny House um, stellte ihn auf einen kleinen Baugrund zwischen Wallersee und Mattsee und lebt jetzt dort auf 27 m2 Wohnraum reduziert, aber glücklich. “Man ist im Leben in so viele Dinge verstrickt, ohne es zu merken”, sagt sie, “da tut es gut, wenn man sich von vielem löst”. Ihr neues Lebensgefühl hat sie zum Beruf gemacht und bietet Mikro-Wohnberatung für alle an, die das interessant finden.
Chance für Investoren
“Alle”, das sind immer mehr Menschen. “Wohnqualität lässt sich nicht über Quadratmeter messen”, sagt der Wohnpsychologe Harald Deinsberger-Deinsweger, “sondern in der Erfüllung von Bedürfnissen, etwa Überschaubarkeit”. Kleine Häuser können das besser als Protzbauten. Das gilt auch für den Tourismus: Das Interesse großer Hotelketten, statt riesiger Bettenburgen Tiny-House-Apartmentdörfer an einen Strand zu stellen, wächst. Mark Schmiedel aus Hamburg, Chef der Design-Firma “Lofts to go”, will mit seinem extrem wandelbaren Tiny-House-Modell “Coodo” genau in diese Lücke stoßen. Auf rund 2.000 Exemplare schätzt er das aktuelle Absatzpotenzial rund um die Welt. Zahlreiche Hotelbetreiber hätten bereits bei ihm angefragt und wüden überlegen, die stylishen Coodos an ihre Strände zu stellen. Vorteil: Die voll ausgestatteten Blocks sind kostengünstig und leicht zu trasnsportieren, dazu schnell zu reparieren und zu ersetzen. Außerdem gibt es den touristischen Trend, im Urlaub statt in ein Hotelzimmer lieber in eine Ferienwohnung zu ziehen. Corona hat diesen Trend nur noch verstärkt. “Alle unsere Ferienwohnungen sind bis in den Herbst hinein voll ausgebucht”, freute sich zum Beispiel Gudrun Peter, Wirtin des bekannten Hotels Weißes Rössl am Wolfgangsee bereits zu Beginn der abgelaufenen Saison. Bei Hotelzimmern hingegen gab es heuer drastische Leerstände. Tin¥-House-Hoteldörfer für Selbstversorge könten das Modell sein, das im Kommen ist.
Seniorendörfer der Zukunft
Auch bei Senioren-Residenzen wird sich der Trend zum Tiny House in den kommenden Jahren durchsetzen. Die älteren Herrschaften könnten dann statt in krankenhausähnlichen nullachtfünfzehn-Zimmern im eigenen kleinen Häuschen leben, trotzdem voll betreut. Leicht zu reinigen, wandelbar – braucht man einmal eine Pflegerin, dockt man einfach ein zweites Tiny House ans erste an – und leistbar. Tiny Houses in hoher Qualität gibt es, je nach Größe, realistischerweise schon ab 100.000 Euro, Interieur inklusive. Betreiber, die jetzt schon in Mikrohaus-Seniorendörfer der Zukunft investieren, könnten in einigen Jahren mit ausgezeichneten finanziellen Karten dastehen, wenn das Problem der Pflegeplätze noch akuter wird, als es heute schon ist. Denkbar wären auch gemischte Siedlungen, in denen jenes Miteinander zwischen Alten und Jungen ganz leicht möglich wird, das Wohnpsychologen ohnehin schon seit langem als Idealfall empfehlen.
Größer Vorteil der Tiny Houses außerdem in Zeiten des Klimawandels: Sie sind extrem umweltfreundlich und ihre Bewohner hinterlassen einen kleinen ökologischen Fußabdruck. Noch kleiner wird dieser, wenn einmal ganze Mikrohaus-Dörfer existieren, in denen Menschen nicht nur leben, sondern auch arbeiten – vor allem für Freiberufler ideal. Auch wenn der bayerische Verein “Einfach gemeinsam leben” mit seinem Plan, im salzburgerischen Unken so ein Dorf zu errichten, vorderhand einmal am Widerstand der dortogen alteingesessenen Nachbarn scheiterte: “Minihaus-Dörfer könnten Zukunft haben”, glaubt Wohnpsychologe Deinsberger-Deinsweger. Tiny-House-Hotelressorts dürften überhaupt eher früher als später ein Renner werden.
Immer mehr einschlägige Startups, die Mikrohäsuer bauen, entstehen. Lofts-to-Chef Schmiedel hat schon einmal ein Muster-Coodo in den Docklands von Brooklyn in New York aufgestellt, damit Interessenten sich die Sache stilgerecht ansehen können. In Salzburg plant Designerin Simone Kamleitner an ihren “Me&Me”-Designhäuser, in Niederösterreich ist die Firma “Wohnwagon”, die besonders umweltfreundliche Tiny Houses baut, auf weit über ein Jahr hinaus mit Aufträgen ausgebucht. Auch Wohnwagon-Mikrohäuser werden bereits nicht nur für private Wohnzwecke, sondern auch für touristische Verwendungen nachgefragt. Die Aussichten sind blenden. Kein Zweifel – den kleinen Häsuern steht eine große Zukunft bevor.
Und Simone Kamleitner hat mittlerweile ihr eigenes Projekt eines Tiny-Houses-Dorfes gestartet: Im oberösterreichischen Schneegattern, auf einem Grundstück der Bundesforste, sind Mikrohäuser in unterschiedlichen Ausführungen und Größen im Entstehen. Einige der Häuser stehen noch zum Verkauf. +++