“Bags tell Stories”, das gilt für alle Taschen von Ina Kent. Die liegen schwer im Trend und werden nachhaltig gefertigt. Verkauft werden sie in zwei Wiener Shops – und per Web in die ganze Welt.
Ina Kent kommt gerade aus Indien zurück – ein Besuch in Delhi, wo ihre Taschen produziert werden. “Taschen aus Indien?”, mag man fragen. “Ist das nachhaltig?” Eine in Österreich gekaufte Ledertasche hat meist lange Wege hinter sich. Das Leder stammt von Rindern aus dem einen Teil der Welt, gegerbt wurde es in einem anderen, zu Taschen gemacht wieder woanders, die dann weiß Gott wo verkauft werden. Alles unter der Verwendung von Schwermetallen beim Gerben. Ina Kents Taschen werden vegetabil gegerbt, mit Naturstoffen statt zum Beispiel mit Brom. Alles läuft lokal ab. Indisches Leder von indischen Rindern bearbeiten indische Gerber, indische Arbeiter stellen die Taschen dann her, zu fairen Bedingungen in einer menschenwürdig geführten Fabrik. Dann geht es zwar nach Österreich, doch der Transport hinterlässt einen akzeptablen ökologischen Fußabdruck, eine lässliche Sünde.
Kent kontrolliert streng, Nachhaltigkeit ist ihr wichtig. Das war schon immer so, denn vor langer Zeit studierte sie Ernährungswissenschaft, da liegt ein sorgfältiger Umgang mit Ressourcen nahe. Dann kam Tochter Loleth, zum Studienabschluss reichte es nicht mehr. Weil sie sich “eh schon immer” vorstellen konnte, Industrial Design zu machen, begann Kent als Autodidaktin mit der Taschenproduktion.
Der Claim zum Label: Bags tell Stories.
Ina-Kent-Taschen also. Der Claim zum Label lautet “Bags tell stories” – “Taschen erzählen Geschichten”. Das trifft es ziemlich gut. Üblicherweise berichten Frauen einander von der Marke ihrer neuen Tasche. Bei Taschen von Ina Kent erzählen sie sich, was die alles können.
Beide Ina-Kent-Shops logieren im siebten Wiener Bezirk, Kent wohnt dort auch. Das tönt passend – denn “der Siebte” ist das Biotop jener Stadtbewohner, die mit dem Leben gut können, ohne das in die Welt brüllen zu müssen: Erfolgreiche, Gutverdiener, Bobos zumeist, genussorientiert, weltoffen und verantwortungsvoll, stylish aber nicht auf die pompöse Tour. Die meisten mäandern wohl zwischen liberalen und grünen Weltbildern, sind bei Wahlen eher orientierungslos, weil nicht wissend, ob Grüne oder doch lieber Neos. Siebter Bezirk eben. Genau so sind Ina Kents Taschen. Zu viel Erfolg, könnte man meinen, ist ihr fast unangenehm. Ihr Label brummt allerdings, verkauft wird über den Großhandel auch von Lissabon bis Brüssel. Und natürlich per Webshop auf “www.inakent.at“.
Und Loleth? Studiert wohl demnächst in London.
Den Großhandelsabsatz auszubauen ist Kents Ziel für die nächsten Jahre. Wichtig ist ihr derzeit aber gerade anderes: “Erfolgreich bin ich”, sagt sie, “wenn ich Loleth ihr kommendes Studium in Oxford finanzieren kann”. Wird wohl kein Problem sein. Denn demnächst erweitert sie das Kent-Portfolio um eine Männerlinie, für die ebenfalls gelten wird: nachhaltig produziert, cool designt, Geschichten erzählend. Einen Traum hat Ina Kent auch noch: Schals machen. “Scarfs tell stories”, das wird dann eine andere Geschichte. +++