Triest mauserte sich schon vor Jahren zur Boomstadt. Nun schickt sich auch die altösterreichische Kaiserstadt Opatija, Triests kleinere Schwester auf der anderen Seite Istriens, an, ein Hotspot zu werden. Vor allem der Herbst an der Istrischen Riviera ist wunderschön.
In Triest, der altösterreichischen Hafenstadt, geben sich Wiener, Steirer und Kärntner ja schon seit Längerem das ganze Jahr über ein Stelldichein, Österreichisch ist gleichsam zweite Amtssprache.
Nach der Jahrtausendwende hat sich die lange Zeit im Dornröschenschlaf versunkene Stadt zur neuen Boomdestination entwickelt. Jetzt bekommt die große, alte Dame am oberen Ende Istriens aber Konkurrenz -von ihrer viel kleineren, aber auch deutlich feineren Schwester, der alten Kaiserstadt Opatija auf der anderen Seite der Halbinsel, in der nordwestlichen Ecke der Kvarner Bucht.
Opatija – oder Abbazia, wie die Stadt früher auf altösterreichisch-italienisch hieß – ist quasi das Bad Ischl Kroatiens. Als Österreich Monarchie war, entdeckte der Hof die istrische Riviera als wintertaugliche Alternative zur Sommerfrische. Mit dem Adel kamen wohlhabende Bürger, und weil die salzhaltige Luft Asthmaund anderen Patienten gut tut, entwickelte sich Abbazia rasch zur beliebten Kurstadt in der kälteren Jahreshälfte. >>>
Fünf Tipps: Beste Adressen in Opatija
1
BEVANDA-BAR. Neo-Kult am Lungomare im Hotel dessen Teil die Bar ist: www.bevanda.hr
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ANGIOLINA. Vor wenigen Jahren eröffnet, ist das Dance-Chill-Bar-Badehaus schon Gesprächsthema: Badeanstalt Angiolina
3
PARK ANGIOLINA. 150 Pflanzen aus aller Welt findet man hier, ein Heimspiel für Hobby-Botaniker: Park Angiolina
4
SÜSSES. An der Rezeption des Miramar-Hotels erhält man ein Spezialausgabe mit Rezepten alter istrischer Süßspeisen: Hotel Miramar
5
LOCAL FOOD. Das Bistro „Ulika“ in Lovran verkauft Spezialitäten aus Istrien von Olivenöl bis Trüffel: Restaurant Ulika
>>> Davon lebt die Region heute wieder. Die kommunistische Tourismus-Planwirtschaft des früheren Jugoslawiens konnte wenig bleibende Schäden anrichten, in den vergangenen Jahren wurden die vielen herrschaftlichen Villen und alten Hotels renoviert. Heute strahlt alles im pittoresken Glanz eines etwas aus der Zeit gefallenen, aber dennoch modernen Seebades.
Home of Österreich
Österreicher zieht das neuerdings wieder an. Ärzte, Anwälte und vor allem Kommunikationsleute fühlen sich hier wohl. ORF-Redaktionsleiter Gregor Walch etwa fand vergangenes Silvester seinen Weg statt nach Triest hierher. Er sagt: “Es tut einfach gut, in so kurzer Zeit das Meer zu erreichen und dem Frühling entgegenzufahren.” Ähnlich Christian Kollmann, Chef einer großen Wiener PR-Agentur: “Das unspektakulär Spektakuläre Opatijas gefällt mir.”
Eine erstklassige Beschreibung: Opatija ist auf zurückhaltende Weise ausladend, ohne pompös zu wirken.
Eine Kurstadt eben, vor allem im Herbst. Die Bora, der berühmte istrische Fallwind, wirbelt das Meer dann auf und stäubt dabei jene Aerosole in die Luft, die auf Atemwegs-und Hauterkrankungen so heilend wirken.
Opatija ist heute ein Stück altes Österreich im besseren Sinn, ans Meer transferiert und ins Kroatische übersetzt. Eine kleinere, österreichisierte Ausgabe französischer Seebäder wie Biarritz oder Deauville, die gerade dabei ist, mit ausreichend Gefühl in die Jetztzeit geholt zu werden, ausgestattet mit einer gewissen Widerstandskraft gegen das übliche touristische Bling-Bling.
Der nervige Glitter konzentriert sich hier auf eine angenehm kurze Meile im Zentrum, an der sich Hüpfburgen, Eisstände, Touristenläden und genauso überteuerte wie schlechte Restaurants gegenseitig überwuchern. Verkraftbar, weil mit Maß und Ziel.
Best of Spazierengehen
Kulminationspunkt der schönen, alten Kaiserzeit, die für moderne Urlauber jetzt aufpoliert wurde und wird, ist die Franz-Josef-Promenade, der zwölf Kilometer lange Lungomare, auf dem man vom Fischerdörfchen Volosko im Norden bis zum Touristenort Lovran im Süden promenieren kann. Das ist Best of Spazierengehen: Auf alten Pflasterquadern schlendert man an Grand Hotels aller Arten und Größen vorbei, an Badebuchten, Mini-Häfen und Restaurants.
Sehr cool: Am Haupthafen haben die Milenij-Hotels ihr neues Haus “Bevanda” eröffnet, dessen Bar den Lungomare einbezieht, man spaziert die Theke entlang. Ein paar Schritte weiter eröffnet dieser Tage mit dem “Angiolina” ein neuer Hotspot. >>>
Fünf Tipps: Bestes Essen in Opatija
1
MALA RIBA. Kleine Konoba („Keller“) im Hinterland – Spezialist für alles, was aus dem Meer kommt: www.mala-riba.com
2
RIBARNICA. Familienbetrieb im nahen Volosko: Papa scht, Mama kocht, die Tochter serviert. www.villa-salona.com
3
VILLA ARISTON. Nobles Restaurant, auch Robert de Niro und die Kennedys waren schon zu Gast: www.villa-ariston.opatijacroatia.com
4
LUCICA. Einfache Fischbude am Lungomare bei Icici, praktisch unau ndbar für Touristen: Konoba Lucica
5
RUZMARIN. Das edle Restaurant direkt in der Altstadt ist für seine Holzkohlengrill-Küche bekannt: www.restaurant-ruzmarin.com
>>> Stichwort Hotels: Es gibt viel Schönes und nur wenig Hässliches. Wer alte Fassaden mag, wird es hier gut finden. Saturierte Grand Hotels von früher, manche mehr renoviert, manche weniger, matchen sich am Lungomare mit Villen, die ihre besten Zeiten hinter sich haben, und solchen, denen Architekten sie wieder antrainierten. Es gibt alte Parks. Es gibt coole neue Bars. Es gibt Restaurants, denen man schon im Vorbeigehen ansieht, dass sie exquisit sind.
Gutbürgerliches Publikum
Die Ruderleibchendichte im Feinrippdesign über Jogginghose hält sich unter den Touristen in Grenzen. Campingplätze gibt es hier nicht, damit zieht der Ort ein eher betuchtes bis gutbürgerliches Publikum an. Hier mischen sich mit kiloschwerer Schminke bemalte alte Damen, schicke Glitzermädels jeden Alters, geschmackvoll ausstaffierte Wohlhabende, lässige Traveller ohne über das Reisen hinausgehendes Anliegen und Familien mit Kindern zu einem recht bunten Konglomerat des Kosmopoliten.
Und das nur wenige Autostunden von Wien entfernt. Ähnlich wie Triest ist Opatija damit ein ernst zu nehmender Konkurrent für Kurzzeit-Flugreisen. +++