Er galt als potentieller Spitzenkandidat der SPÖ für die Nationalratswahlen, falls Pamela Rendi-Wagner doch noch aus dem Sattel gekippt werden würde. Der Wiener Finanzstadtrat Peter Hanke knüpft seine Sätze in Interviews ebenso korrekt wie seine Krawattenknoten. Zumindest bis die Liquiditätskrise der Wien Energie kam. Da hielt nur mehr die Krawatte.
Manchmal entscheidet sich die weitere Politikkarriere in einem einzigen Fernsehinterview. Wenn der Interviewer Armin Wolf heißt, erhöht sich die Chance, dass das so ist. Peter Hanke wurde in der ZiB2 von Wolf, der hervorragend vorbereitet war, auf den immensen Liquiditätsbedarf des Landes-Energieversorgers angesprochen. Der für die Wien Energie zuständige Stadtrat hätte den Ferdinand-Lacina-Weg wählen können. Für alle Spätgeborenen: Ferdinand Lacina war als Verkehrs- und Verstaatlichtenminister ressortverantwortlich, als 1985 die Ölspekulationsverluste der VOEST-Tochter Intertrading bekannt wurden. Mehr als 400 Millionen Euro waren das damals und Lacina räumte auf. Er machte alles transparent und das Management musste gehen. Lacina war zwei Jahre später Finanzminister und genoss hohe Popularitätswerte.
Peter Hanke wählte den Bernhard-Tilg-Weg. Das war jener Tiroler Gesundheitslandesrat, der bei Armin Wolf im Interview angesichts der Corona-Versäumnisse sein Mantra „Die Tiroler Behörden haben alles richtig gemacht“ vortrug und heute nicht mehr in der Politik tätig ist. Peter Hanke formulierte es in der ZiB so: „Wir haben bei der Wien Energie wirklich Experten, die seit vielen Jahren sehr, sehr erfolgreich den Konzern führen“. Versäumnisse konnte er keine erkennen und die Frage Wolfs, warum der Konzern die dreifache eigene Jahresproduktion an der Strombörse verkauft hat, blieb in der Sache unbeantwortet.
Mit Verlaub, Herr Stadtrat: So etwas nennt man ganz einfach Spekulation. Technisch gesehen handelt um einen Leerverkauf. Man verkauft etwas, das man nicht hat, in der Hoffnung, es später billiger zukaufen zu können als zum Verkaufspreis. Ein übliches Vorgehen bei Spekulanten, aber eher unüblich bei Energieversorgern im öffentlichen Eigentum. In der Politik nennt man so etwas übrigens auch „Rücktrittsgrund“.
Pamela Rendi-Wagner, die sich eine Stunde vorher durch das ORF-Sommergespräch gemüht hatte, durfte aufatmen: Peter Hanke stellt keine Gefahr mehr für sie da. +++