Einer der erfolgreichsten heimischen IT-Sicherheitsexperten, der Vorarlberger Wieland Alge, hat sich vor fünf Jahren aus der Branche vertschüsst. Er lebt jetzt ein neues Leben als Business Angel und Freizeit-Ire.
Wieland Alge kann etwas, das in Österreich fast niemand kann: die Hymne der Republik Irland singen, und zwar auf Irisch. Immer wenn er Rugby- oder Hurling-Matches des irischen Nationalteams besucht, intoniert er Amhrán na bhFiann und drückt seiner Mannschaft die Daumen. Seine Mannschaft, das ist die irische. Alge ist zwar Österreicher, wurde in Vorarlberg geboren und lebt in Innsbruck, doch im Herzen ist er Ire. Zumindest einmal im Jahr fliegt er mit seiner Freundin auf die grüne Insel, um dort einige Wochen zu verbringen. Im Örtchen Kilkee im County Clare ist er beinahe schon so etwas wie zu Hause und wird von den Locals auch als einer der ihren akzeptiert. “Die sehen uns dort praktisch als Einheimische, die halt übers Jahr viel weg sind”, sagt er.
Leisten kann Alge sich diese Langzeiturlaube an der wilden irischen Westküste allemal, denn mit dem Verkauf der von ihm gegründeten IT-Securityfirma phion an das internationale Barracuda-Nework – Alge ist dort auch operativ eingestiegen – kam seinerzeit ordentlich Kohle in sein Börsel. Und vor knapp fünf Jahren verkaufte er seine Barracuda-Anteile dann noch einmal und verabschiedete sich endgültig aus der boomenden Branche der Cyber Security.
High Tech statt Cyber Security
“Wirklich reich bin ich damit nicht geworden”, sagt der theoretische Physiker zu den beiden Verkäufen zwar. Aber immerhin ist genug Geld vorhanden, um nicht von einem Gehalt abhängig zu sein. Er, der jahrelang so etwas wie der oberste Experte unter Österreichs Cyber-Security-Leuten war und auch international als Berater eine Rolle spielte, eine Art heimische Instanz mit weltweiter Bedeutung, kann dank der Firmenverkäufe nun mehr oder weniger tun, was ihm Spaß macht. Neben Irland ist das die Förderung viel versprechender Startups, die im weiteren Sinn alle etwas mit High-Tech zu tun haben. Gemeinsam mit fünf Kollegen gründete Alge das Innovations-Unternehmen Mad, das sich als Investor und Business Angel bei jungen High-Tech-Firmen einkauft und ihnen mit ein wenig Startkapital sowie viel mehr Rat und Tat unter die Arme greift.
Revolution
Mad ist kein Akronym, und darauf legen Alge und seine Kollegen wert. Es ist gewollt, wenn der Name als Hinweis auf die Hingabe der Firmenchefs verstanden wird. Sie widmen sich gerne Verrücktem – zumindest Ideen, die auf den ersten Blick ein wenig verrückt erscheinen. Einige Projekte sind in der Pipeline und klingen vielversprechend. Am weitesten fortgeschritten ist das Startup Business Beat, das es Unternehmen über spezielle Befragungstools ermöglicht, ihre Mitarbeiter in Change Prozesse besseer einzubinden. Und zu einem Erfolgsgarant für die Zukunft könnte die junge Firma Swarm Analytics werden, die Kameras das Denken beibringt – eine Fähigkeit, die in der Fülle ihrer Anwendungsmöglichkeiten so revolutionär sein wird, dass Alge noch gar nicht viel darüber in den Medien lesen will. Sie könnte zum Beispiel schon bald die Verkehrsleitsysteme kleiner und großer Kommunen auf den Kopf stellen, Wintersportorten bessere Bescheniungsmöglichkeiten eröffnen, und vieles mehr. Swarm analytics ist bereits so etwas wie ein Star unter den Austro-Startups – und am besten Weg, zu einem Super-Unternehmen zu werden.
Wird Swarm Analytics wirklich das große Ding, als das es sich anlässt, könnte es Wieland Alge und seinen Investor-Kollegen von Mad ordentlich Geld bringen. Dann könnte Mr. Security, als der er lange galt, vielleicht endgültig aussteigen – und in ein Flugzeug einsteigen, dass ihn an die irische Wetsküste zum Airport von Shannon bringt, von wo es nicht weit nach Kilkee ist. In der Tasche: ein One-Way-Ticket. Endlich und endgültig. Dheireadh, um es auf Irisch zu sagen. +++