Der beliebte Wacholderschnaps ist zweifellos ein absoluter Star unter allen alkoholischen Getränken, und das weltweit. Gins aller Arten und Sorten liegen voll im Trend.
Die britischen Soldaten des vorvorigen Jahrhunderts, die in Indien stationiert waren, hatten ein großes Problem: Um widerstandsfähiger gegen die überall grassierende Malaria zu sein, mussten sie chininhaltiges indisches Tonic Water in Mengen trinken – das allerdings so bitter war, dass man es kaum hinunter bekam. Ein schlauer Kopf kam – wohl hauptsächlich aus kolonialistischer Langeweile oder Neugier – auf die Idee, das Tonic mit Gin zu versetzen. Große Überraschung: Plötzlich schmeckte das bittere Getränk erstklassig. Eine Legende war geboren. Denn nach wie vor ist der Gin Tonic einer von wenigen Königen unter allen sommerlichen Longdrinks.
Gin ist ein absoluter Star unter den alkoholischen Getränken, und das weltweit. Der Kult-Schnaps erfreut sich unabhängig von allen Moden und Trends stets gleich hoher Beliebtheit. In den vergangenen Jahren gab es aber noch einemal einen richtigen Boost. Gin-Destillate, of auch ganz spezieller Natur, sind hochbegehrt. Immer öfter spezialisieren sich auch in Österreich Edel-Schnapsbrenner auf ausgefeilte und immer gefinkeltere Gin Sorten. In Weiden am Neusiedlersee etwa hat sich Günter Spindler inzwischen einen Namen als Edelbrenner gemacht. Eigentlich war Spindler Mediziner im Weinviertel, aber vor ein paar Jahren ist er kurzerhand an den Neusiedlersee gezogen und sattelte auf die Schnapsbrennerei um. Eines der Highlights seiner ganz speziellen Kreationen: ein Algen-Gin. Das kommt nicht von ungefähr, ist Lebensgefährtin Silvia doch Biologin und Algen-Expertin und half, die mittlerweile berühmten Algengärten der Firma Ecoduna im nahen Bruck an der Leitha aufzubauen. Bestellen kann man den Algen-Gin über Spindlers Website www.spindlers.at.
Grundsätzlich ist beim Herstellen von Gin vieles erlaubt, manches aber auch verboten. Aromen aller möglichen Kräuter stellen oft das gewisse etwas dar, das einem Gin erst seine Besonderheit verleiht. Spindlers Algen-Gin ist zum Beispiel leuchtend blau – weil die verwendete Spirulina-Alge bei der Verarbeitung eben diese schöne blaue Farbe bewirkt. “Botanicals” heißen die zugaben, mit denen Edelbrenner ihren Gins besondere Noten verleihen und deren Beimisch-Mengen oft wie Staatsgeheimnisse gehütet werden. Außer beim London Dry Gin, der ist etwas für die Puristen – denn bei ihm ist die Beimengung diverser Botanicals strengstens verpönt. Wacholder, ein wenig Zucker und sonst nichts, lautet bei diesem Klassiger vereinfacht gesagt die Vorgabe.
Weltweit ist inzwischen ein regelrechter Wettlauf entstanden, wer den besseren außergewöhnlicheren, originelleren Gin herstellt. Große Unternehmen matchen sich dabei mit Kleinstbrennereien, alles ist möglich. Wer in die Thematik eintaucht, ist bald mit einer unüberschaubren Menge an Spezialitäten konfronitert, vom Algen-Gin bis zum Gin mit Kakao- und Tonkabohnen-Beigaben. Es gibt gin-Tonic-Seifen, gin-Tonic-Pocorn, Gin-Kerzen und sogar Gin-Tonic-Gummibärchen. Der Fantasie sind kaum Grenzen gesetzt.
Auch in Österreich werden spezielle Gins gebrannt, was das Zeug hält. Knapp 50 ausgewählte Brennereien listet etwa das Portal gintleman.com auf, ohne jeden Anspruch auf Vollständigkeit. Oft sind Kleinigkeiten entscheidend und machen nach Ansicht der Experten den entscheidenden Unterschied. Spezialisten können sich etwa stundenlang über den perfekten Eiswürfel unterhalten, mit dem ein Gin gekühlt werden muss. Über die richtige Lagerung sowieso. Und die Zutaten neben Wacholder sind ohnehin ein beinahe grenzenloses Universum für sich. Die meisten der Edel-Brennmeister vor allem kleinerer Brennereien verfolgen eigenständige, kreative Wege und schwören auf ihr ganz persönliches, ganz besonderes Destillat.
Aber welchen Weg die Brenner auch immer wählen – was dabei herauskommt, steht von geschmacklichen Besonderheiten einmal abgesehen von Anfang an fest: Denn am Ende, da ergibt dann immer alles einen Gin. +++