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Mare Adriatico

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Her mit dem Meer, und danach mit immer mehr Meer her!

Vom Ende des Sommers

Ja, ich hatte am Ende dieser Badesaison ein bissl Pech, das kann man so sagen. Nämlich: ein Schnappdaumen.

Ich werde Sie jetzt nicht mit medizinischen Kleinlichkeiten langweilen, die Sache machte jedenfalls eine kleine Operation notwendig. Nichts Dramatisches, jedoch: schöner Herbst, der Mondsee bis tief in den September hinein warm, aber OP-Wunde. Verstehen Sie? Mit so einer darfst du nicht Schwimmen gehen. Ich litt wie ein Hund, packte die Hand in einen gelben Latex-Haushaltshandschuh, stülpte noch extra zwei Gefrierbeutel drüber, dichtete alles mit drei Gummiringerln ab und stapfte zaghaft ins Wasser. Aber das ist nur der halbe Spaß. Außerdem sieht es schlicht und einfach tölpelhaft aus, wenn du einen gelben Fortsatz in die Luft streckst, als wärst du ein leberkranker Hai, dem die Rückenflosse auf der Seite angewachsen ist. Ich habe mich im See schon eleganter bewegt. Letztes Badeerlebnis heuer jedenfalls: 22. Sepember. Dann kam der Verband runter, wurden die Fäden gezogen, und ich war wieder bereit – jedoch: der Temperatursturz auch. Die Seeschwimmerei war für heuer Geschichte.

Doch selbstverständlich weiß sich einer wie ich zu helfen.

Als die formidable Chefredaktrice M vom freizeit-Magazin des Kurier zu mir sagte, ich möge die Hufe schwingen und ihr Medium mit einer Reisegeschichte über Triest beliefern, erkannte ich umgehend die Chance: Ich würde mich, so plante ich, an die nördlichste Ecke der Adria begeben, mich im liebsten aller meiner lieben Hotels einquartieren, dem Riviera & Maximilian´s, dort recherchieren wie wild, aber vor allem würde ich: verbandbefreit ins Meer springen.

Da bin ich nun, sitze auf der Terrasse des Riviera, habe gut gefrühstückt und mit dem großartigen Hotelbesitzer Alex Benvenuti gesprochen, und schreibe das hier so vor mich hin. Vor allem aber, gestern am Nachmittag, ich: leichtfüßig wie ein Jungspund die Stufen des kleinen Wegerls durchs beschauliche Karstwäldchen hinunter zum Wasser gesprungen, magisch angezogen und beflügelt vom nahen Mare Adriatico, und: rein.

22 Grad. Großartig.

Von links grüßte das kleine, weiße Zauberschlösschen von Miramare zu mir herüber, rechts sah ich die Burg von Duino, in der bereits Rilke zwecks Verfassens seiner Duineser Elegien zu Gast war, und vor mir breitete sich die ganze, wie gesagt immer noch akzeptabel warme, zauberhafte Adria für mich aus. Ich schwamm los, richtete mich direzione Sicilia aus, also mit dem Blick nach Süden, paddelte mit der wieder freien linken Hand genauso zuversichtlich wie mit der rechten, und war schwer zufrieden. Letzter Badetag des heurigen Jahres also, so far, notieren wir das: 30. September. Möglicherweise schiebe ich das Datum aber morgen noch in den Oktober hinein. Man wird sehen, was das Wetter hergibt.

Gestattet mir nun aber, geneigte Blogleser und Innen, einen kleinen Einschub zu Zwecken der Abtragung einer alten Schuld: In einem Blogpost aus dem Jahr 2015, den ich damals “Schnurrdiburr” taufte, habe ich euch versprochen, etwas mehr über das Riviera & Maximilian´s zu erzählen. Also:

Mein Lieblingshotel. Es liegt im Triestiner Vorörtchen Grignano neben dem Parco von Miramare so zuaberhaft oben auf dem Karstabbruch, vielleicht 30 Meter über dem Meer, als wäre es nicht von dieser Welt. Das Hotel ist klein, fein, hat vier Sterne und verfügt über diesen gewissen Charme einer vergangenen Zeit, ohne deshalb unmodern zu sein, ganz im Gegenteil. Und die Terrasse, diese riesige Terrasse samt dem alten Kastanienbaum – die ist wirklich best of Terrasse. Die Menschen freundlich, der Service super, die Zimmer großartig, und am genialsten ist überhaupt das Aufwachen in der Früh: Augen auf, und zwischen Pinien hindurch siehst du draußen sofort den blauen Feinripp des Golfs von Triest, du siehst Schiffe, und insgesamt siehst du mehr Meer, als wir Binnenland-Bewohner es uns in unseren kühnsten Träumen wünschen können. Es ist wunderbar. Hätte ich nicht Angst, die Buchungslage würde sich dann so verdichten, dass ich kein freies Zimmer mehr bekäme, wenn ich hin will, würde ich euch, Blogleser und Innen, dieses großartige kleine Hotel schwerstens empfehlen.

Doch jetzt ist das alles dann vorderhand ohnehin einmal Makulatur.

Denn Hotelchef Benvenuti, dem auch noch das tolle alte Duchi d´Aosta direkt an der Piazza Unità in der Stadt gehört – gehörte, muss ich inzwischen korrekt schreiben – und dazu auch noch das Duchi Vis-à-vis, hat Pläne. Die beiden Duchis hat er soeben verkauft, mit dem Erlös will er ab kommendem November das Riviera in großem Stil umbauen, erweitern, luxuriöser machen. Aus dem Vier- wird ein Fünfsternhaus, ein neuer Trakt mit gut 30 Zimmern kommt dazu, es wird einen über dem Karst schwebenden Pool geben, die Badeanlage unten am Meer wird komplett erneuert – und ihre pittoresk vergilbte Nonchalance aus dem vorvorigen Jahrhunderts wohl verlieren. Alles wird neu werden, alles wird Design werden, und so weiter.

Ich weiß nicht, ob das für mich tatsächlich eine gute Nachricht ist. Denn das Hotel, so wie ich es kenne und lieb habe, wird es in dieser Form dann womöglich nicht mehr geben. Auch wenn Signor Benvenuti schwört (und ich ihm glauben will), “dass alles, was Sie hier jetzt sehen, auch dann noch da sein wird”. Bin sehr gespannt.

So viele schöne Erinnerungnen. Übermorgen, wenn es wieder heim nach Österreich geht, werde ich mich mit einer gewaltigen Träne im Augenwinkel vom Riviera, wie ich es kenne und liebe, verabschieden. Am 1. November wird das Hotel temporär gesperrt und mit dem Umbau begonnen. Sie müssen sich also beeilen, falls Sie´s noch so erleben wollen, wie ich es kenne. Buchen Sie hier.

Ich jedenfalls will zuversichtlich sein, dass mir das Riviera, wenn es einmal reloaded ist, noch besser gefallen wird als die derzeitige Version. Es wird ja weiter über dem schönen Mare Adriatico thronen, die Zimmer werden auch in neuem Gewand sicher super sein, wenn nicht noch superer, den Pool werde ich mit Spannung ausprobieren, und auf der neuen Terrasse wird es sich hoffentlich genauso formidabel schreiben, Cappuccini und Campari Soda trinken sowie aufs Meer schauen lassen, wie auf der alten.

Also forza, Alex Benvenuti, machen Sie was Schönes!

 Der Autor: 

Klaus Puchleitner arbeitete lange Jahre als Wirtschafts- und Innenpolitikjournalist für die Magazine FORMAT, trend und Industrie. Heute lebt er als freier Autor in Graz und Mondsee und schreibt für Medien wie trend, freizeit-Kurier, profil, bestseller oder Horizont über Wirtschaft, Reise, Politik und alle möglichen weiteren Themen. Puchleitner ist auch als Ghostwriter und Sachbuchautor tätig.